Montag, 8. Januar 2007

Erdbeben der Stärke 7,8

Seit Samstag ist Hermann hier und wir haben an diesem Wochenende einen Tagestrip nach Yokohama gemacht. Ist nicht weit von Tokio entfernt, so dass wir mit den normalen Bahnen in knapp 1,5 Stunden dort ankamen. Bei unserem ersten Abstecher zum National Disaster Prevetion Center haben wir eindrucksvoll das große Kanto Erdbeben von 1923 nacherleben können:
erdbebensimulator
Als Simulation ist das Ganze ja noch recht witzig, aber ein Beben der Stärke 7,8 brauche ich hier live wirklich nicht zu erleben.

Danach sind wir auf das höchste Gebäude Japans, den 296 Meter hohen Landmark Tower. Irre Aussicht, aber für einen Blick auf Fuji-san war es leider wieder zu trübe.
landmark-tower
Hoffentlich bekommt Hermann noch eine Gelegenheit, den Berg zu sehen. Aber er überlegt ja eh, eine Tagestour mit dem Bus zum Berg zu machen.

Montag, 1. Januar 2007

Zwei Kulturen - so verschieden und doch so ähnlich

Heute will ich mal versuchen, einen ersten Vergleich der Kulturen anzustellen.
In vielen Dingen scheinen sich Deutsche und Japaner ähnlich zu sein, aber was natürlich am ehesten auffällt sind die Unterschiede.
Vergangene Nacht (Sylvester) war hier nicht allzuviel los. Kein Feuerwerk, keine Sylvesterböller, keine wilden Partys bis in die Morgenstunden mit grölenden Betrunkenen auf der Straße (OK, das ist mehr Karneval). Alles sehr beschaulich hier. Man verbringt Sylvester im Kreise der Familie und auch Neujahr steht im Zeichen der Familienbesuche. Da ich eh nicht wusste, was ich an Omisoka, also der Sylvesternacht, tun soll, bin ich zu Hause geblieben, habe etwas am Rechner gesessen und ein wenig gearbeitet. Auf den hier üblichen Tempelbesuch in der Nacht habe ich aus kulturell-religiös-motivierten Gründen verzichtet ;-) Aber Punkt 0:00 Uhr konnte ich zumindest akustisch am japanischen Neujahrsfest teilhaben. Da wurden nämlich im ganzen Land die Tempelglocken geläutet. Insgesamt werden die Glocken 8 Mal im alten und 100 Mal im neuen Jahr angeschlagen. Damit sollen die 108 irdischen Begierden vertrieben werden. Hat bei mir nicht funktioniert! Ich vermisse immer noch meine Freundin und von den leckeren Schokokeksen kann ich einfach nicht die Finger lassen.

Als ich heute (Neujahr) in meinen Briefkasten geschaut habe, ist mir ein mit einem Gummiband eingefasstes Bündel Postkarten engegengefallen. Offensichtlich verschickt der Japaner traditionell Neujahrswünsche per Post, so wie wir mal gerne Weihnachtskarten verschicken. Weihnachtskarten sind hier aber (bei nur 1,5% Christen verständlich) nicht so gebräuchlich. Was ich an den Neujahrskarten (die heißen übrigens "nengajo") bemerkenswert fand war die Tatsache, dass die Karten alle gleichzeitig am Neujahrstag hier angekommen sind. Offensichtlich sammlet die Post die Dinger und stellt alle gemeinsam (in ein Gummiband gewickelt) an Neujahr zu. Starker Service, oder?
Ich habe mich jedenfalls sehr über die lieben Wünsche meiner Kollegen bei JS gefreut:
neujahrskarten

Montag, 25. Dezember 2006

noch mehr Eigenarten (und 5 Bilder!!)

Erstmal vorweg: Frohes Fest euch Allen!
Besondere Grüße an die "Verwandschaft" nach Blecher, Nassau, Opladen, Pulheim und Duisburg (ihr wisst schon, wer gemeint ist ;-) )

Dann muss ich unbedingt noch was ergänzen in Sachen "Eigenarten der Japaner":
Beginnen wir mit einem Bild vom Bahnsteig. Am Boden erkennt man die Linien zum Aufstellen (David, danke für die Anregung!). Die Passagiere halten sich da auch immer brav dran. Überhaupt kann man den Japaner allgemein als sehr diszipliniert, rücksichtvoll und stets freundlich charakterisieren. Aber bei einer Bevölkerungsdichte von 13.600 Einwohner pro km² ist das wohl zwingend notwendig. (Zum Vergleich: In Aachen wohnen im Mittel 1.600 EW/km²)
am-bahnsteig

Dann will ich nochmal einen nachlegen in Sachen "Zeitvertreib im Zug":
pennen-im-zug
v.l.n.r.: dösen, dösen, Handy, Manga, absoluter Tiefschlaf

Und weil die Japaner ja überall und jederzeit pennen können, muss an gegebener Stelle auch mal darauf hingewiesen werden, dass man das HIER nicht darf:
no-sleep

Dann haben wir heute auf Odaiba einen sehr schönen Laden gefunden, wo man schicke Klamotten für Hunde kaufen kann. Das ist echt der Hammer! Die Tiere laufen hier wirklich mit kleinen Wintermäntelchen, Regencapes, Wollmützchen und Sonnenbrillen rum. Und alles topmodisch. Wahrscheinlich gibt es für den Kram hier auch regelmäßige Modemessen. Seht selbst:
hundeklamotten

Und dann will ich mal mit diesem Gerücht aufräumen, mann könne in Tokio getragene Schulmädchenunterwäsche am Automaten ziehen. Meine Recherchen haben ergeben, dass das wohl doch nur eine wilde Erfindung des Internets ist. Aber wenn man sieht, WAS man hier alles an Automaten ziehen kann, dann liegt eine solche Annahme wirklich nicht mehr fern:
automat

Ist nur ein Beispiel. Hier gibt es z.B. Krawatten, Einwegkameras, Batterien und Speicherkarten für Digitalkameras.

Freitag, 22. Dezember 2006

Die Sache mit den Slippern

Mal wieder eine typische Eigenart der Japaner, die ihren Hang nach Reinlichkeit wiederspiegelt:
In allen privaten Räumlichkeiten, den meisten Restaurants, dem Kläranlagenbetriebsgebäude und in vielen Sehenswürdigkeiten lässt man die Straßenschuhe draußen. An der Türe bekommt man dann immer modische Slipper, die mir in der Regel viel zu klein sind. Damit aber noch lange nicht genug. Will man z.B. im Restaurant zur Toilette, dann muss man an der Klotürschwelle in die speziellen Toilettenschlappen umsteigen. Die sind schon sehr reinlich hier. Sehr peinlicher Auftritt, wenn man an den Tisch dann mit den Klosandalen zurückkehrt. Ist mir schon mal im Onsen (der japanischen Sauna) passiert. Im Himeji Castel sieht der Schuhwechsel so aus:
slipper-im-himeji-castle

Um dem Besucher den gewünschten Umstieg in die Slipper auch deutlich zu machen, werden überall kleine Stufen eingebaut. Bei mir im Apartement natürlich auch.

Donnerstag, 21. Dezember 2006

Der Weihnachtsmann kommt...

Nachdem nun endlich alle Geschenke mein Apartment erreicht haben, begann die große Verpackungsaktion. Gemeinsam mit meiner Mutter habe ich alle Tüten und die Bierkrüge mit weihnachtlichen Namenskärtchen versehen. Im Geschenkerepertoire befanden sich neben den wirklich schönen Krügen noch herrlich "deutsche" Spieluhren mit Printen drin und Weihnachtsmelodien, Printendosen ohne Musik, 4711, Porzellanuntersetzer mit Aachener Motiven, Monschauer Senf, Silberlöffel mit Motivgriff und Lindt Pralinen.
Nach meinem heutigen Vortrag fanden noch 2 weitere Vorträge statt. Da ich davon eh nix verstanden habe, bin ich fix rüber ins verwaiste Büro und habe die "Bescherung" vorbereitet. Jeder bekam eines der Geschenke auf seinen Platz gestellt. Insgesamt waren es 22 Stück! War 'ne ganz schöne Arbeit für "Santa-san".
geschenkepacken

Vortragsmarathon

Für alle, die sich gefragt haben, was ich hier eigentlich die ganze Zeit mache, folgt eine Liste meiner bisherigen Vorträge:

The European Water Sector
National Institute for Land and Infrastructure, Tsukuba/Japan, 31.10.2006

MBR Technology in Europe
Mitsubishi Rayon Engineering, Toyohashi/Japan, 30.11.2006

The German Water Sector
Water Meeting, Osaki/Japan, 01.12.2006

MBR Module Developments in Germany
NGK, Toki/Japan, 04.12.2006

The German Water Sector & Research Activities at ISA
Japan Sewage Works Agency, Toda/Japan, 21.12.2006

Jeder Vortrag dauerte rund 45 Minuten mit nachfolgender Diskussionsrunde. Heute konnte ich endlich auch mal meinen Kollegen von JS was erzählen:
vortrag-js

Wie ihr im Bild erkennen könnt, tragen hier alle so eine praktische blaue zweiteilige Arbeitskleidung. Ich natürlich auch! In Japan besteht eh ein allgemeiner Hang nach Uniformen. Schüler, Schülerlotsen, Verkehrsordner, Müllmänner, Kellner - alle tragen sie eine von ihrem Arbeitgeber gestellte Uniform.

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Kurzbericht

Da ich morgen mal wieder einen Vortrag halten darf, muss ich mich kurzfassen:
Der Besuch bei Arai-san war sehr nett und hat insgesamt 9 Stunden gadauert: Tee, Essen, Origami, Tee, Japanische Harfe, Essen, Kartenspiel, Trinken. Die Wohnung war gar nicht so klein und wir konnten sogar an einem richtigen Tisch sitzen (auch nicht unbedingt üblich).
Montag ging es auf Reise in die Hyogo Prefecture zur Besichtigung einer "normalen" Kläranlage, einer "ungewöhnlichen" Schlammbehandlung und am Dienstag endlich eines "funktionierenden" MBR. Am Nachmittag hatten wir die Gelegenheit das Himeji-Castle zu besuchen. Toll:

himeji-castle

Freitag, 15. Dezember 2006

ein weiterer Gast ist gekommen

Gestern Morgen habe ich meine Mutter am Flughafen Narita abgeholt. Sie ist nun für 2 Wochen hier und wir können gemeinsam Weihnachten feiern, was mich natürlich sehr freut!
Morgen wollen wir gemeinsam nach Tokio zum Sightseeing und Shopping. Am Sonntag sind wir dann bei einem sehr netten Kollegen zu Hause eingeladen. Das ist in Japan eine wirkliche Ehre, denn in der Regel schämt man sich hier für die Größe seines Apartments. Aber vielleicht wohnt er ja in der 12-Zimmer Villa mit Pool und Blick auf Fuji-san. Ich werde berichten!
Montag fahren wir gemeinsam auf "Dienstreise". Ich werde in der Hyogo Prefecture eine Schlammbehandlung und einen MBR besichtigen. Derweil kann meine Mutter da etwas Provinz-Sightseeing genießen. Am Dienstag können wir dann gemeinsam (nach meiner Besichtigung des MBR) das berühmte Himeji Castle besuchen.

http://www.himeji-castle.gr.jp/

Abends geht es wieder zurück nach Toda (nach Hause).
Und damit ihr auch heute wieder was zu sehen bekommt folgt eines der Bilder von Axels Touren (Blick vom Tokio Tower bei Nacht):
tokio-bei-nacht

Dienstag, 12. Dezember 2006

Japanische Eigenarten "die Dritte"

Ich wollte ja mal was übers Bahnfahren schreiben. Also das läuft hier so:
Erstmal stellen sich alle Passagiere am Bahnsteig in Reihen auf. Dazu sind am Boden Markierungen aufgemalt, wo später meist auch die Tür des Zuges anhält. Muss ja alles seine Ordnung haben. Wenn dann der Zug angekommen ist werden natürlich erstmal die Aussteigenden rausgelassen, dann drängt man sich mit gleichgültiger Gelassenheit in die Kabinen. Ist der Zug so richtig voll, dann schiebt sich der letzte Passagier mit dem Gesäß voran in die Masse und stützt sich dabei am Türrahmen ab, bis die Türen schließen. In den größeren Bahnhöfen gibt es dafür auch Bahnpersonal mit weißen Handschuhen, die unter ständigem "sumimasen - sumimasen" manuell die Packungsdichte erhöhen. Die Leute stehen dann so dicht gepackt, dass keiner mehr umfallen kann. Beim Anfahren des Zuges setzt sich die Menschenmasse aber dennoch wabernd in Bewegung, denn kaum einer kann sich ja irgendwo festhalten. Kommt einem dann vor, wie beim Pogo-Konzert. Laut Hiroki kommen dabei auch schonmal kleine Kinder und Senioren zu Schaden. Die sollten tunlichst die Rushhour meiden.
Trotz der Enge schaffen es einige Leute tatsächlich, sich ein Buch oder häufiger ein Manga-Heft vor die Nase zu halten. Diese Heftchen sind hier extrem populär - wobei mir der Sinn dieser Comics wohl ewig verschlossen bleiben wird. Ich habe alle Altersgruppen mit den Dingern beobachten können.
Die Leute, die einen Sitzplatz ergattern konnten, dösen gerne mal ein. Auf meiner letzten Bahnfahrt ist mir eine bildhübsche 78jährige immer wieder an meiner Schulter eingenickt. Ein Gespräch kam leider nicht zustande ;-)
Axel hat diese klassische Bahnszene einfangen können:
in-der-bahn

Was auf dem Bild leider fehlt ist die klassische Handy-Aktivität. Denn wer nicht schläft oder Mangas liest, der tippt wild auf seinem Telefon rum. Der Herr rechts trägt so einen "Michael Jackson Mundschutz". Meine Recherchen haben ergeben, dass der Zweck entweder der Schutz der Mitbürger vor einer eigenen Erkältung sein kann, oder aber man will sich selber schützen vor all den unhöflichen Kranken, die ihren Mundschutz nicht tragen wollen. Die Meinungen gehen da auseinander.

Montag, 11. Dezember 2006

JS R&TD Department Recreation Trip

Samstag 9:00 Uhr ging es los. Alle Kollegen des R&TD Department trafen sich zum gemeinsamen Betriebsausflug. Der führte uns nach Shizuoka, auf eine Halbinsel südwestlich von Tokio. Schon bei der Anreise mit der Bimmelbahn verteilten die Kollegen die ersten Bierdosen. Und da das geplante Tennisspiel aufgrund widriger Wetterverhältnisse leider ausfallen musste haben da alle schon kräftig zugegriffen. Bei der Ankunft in Shizuoka waren daher alle schon gut drauf. Wir sind dann als erstes in ein Aquarium a la Sea World mit Seelöwen und Delphinshow. Danach ging es weiter in unser Hotel - oder besser Ryokan. Also ein traditionelles japanisches Hotel. Mit 5 Kollegen teilte ich ein Zimmer: großer Raum, Tatamis am Boden, jeder seinen Futon für die Nacht. Die blieben aber noch eine Weile im Schrank, denn erst ging es in den bekannten "Bademänteln" ins hoteleigene Onsen. Darüber muss ich bei Gelegenheit mal einen separaten Bericht schreiben.
Wohligentspannt nach einem langen Bad im heißen Wasser (pH 9.2!) sind wir dann gemeinsam zum Abendessen - alles in dem praktischen Baumwoll-Kimono. Das Essen war natürlich wieder traditionell mit viel rohem Fisch. Sashimi und Co. wurden schnell verdrückt und wir zogen weiter in unser Zimmer. Schiebetüren flugs abmontiert und schon hatten wir einen großen Raum in dem das Spieleprogramm begann. Zwei Kollegen hatten sich dazu einige Dinge ausgedacht und der Gast aus Deutschland wurde da auch dankbar eingebaut. Zuerst durfte ich mich im "in-der-Hand-und-am-Gürtel-einen-Schrittzähler-und-dann-20Sek.-wird-rumhüpfen" behaupten.
schrittzaehler
Die Runde habe ich laut Schiedsrichter gewonnen. Habe aber den Eindruck, dass da wieder die Japanische Höflichkeit gegenüber dem Gast im Spiel war :-)
In der zweiten Runde musste ich mit Essstäbchen im Zweikampf Nüsse von einem auf einen anderen Teller transportieren. Auch da habe ich mich tapfer bahaupten können und bin tatsächlich in die zweite Runde eingezogen. Dort scheiterte ich allerdings an einer gebrochenen Nuss - hmpf...
Die Feier ging bis gegen 2:00 Uhr mit einigen weiteren Gesellschaftsspielen und alle hatten mächtig viel Spaß.

Am nächsten Tag war dann Sightseeing im Ort angesagt. Kulturell gesehen auch durchaus interessant, denn in Shizuoka ging vor 150 Jahren Commander Perry an Land und "zwang" Japan zur Öffnung für den Handel mit den USA.

Zum Abschluss der Tour entstand dieses Bild mit allen Beteiligten:
r-td-dep-rec-trip

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