Gleich geht es zum Flieger. Hier schnell das Abschiedsfoto, entstanden gestern auf dem Parkplatz vorm Büro:
Jetzt checken wir aus und fahren zum Flughafen
BobHarris - 31. Mär, 07:57
Da werde ich doch nochmal aktiv hier, denn ich kann es mir einfach nicht verkneifen und muss nochmal was zu den Gegensätzen der japanischen Mentalität posten.
Jetzt geht das hier ja so langsam los mit den Kirschblüten, oder Sakura wie der Japaner sagt. Das ist definitiv der absolute Hype. Jeder redet davon. Ununterbrochen. Jeder bestätigt uns, wie toll es doch ist, dass wir Sakura noch zu sehen bekommen vor unserer Abreise. Zeigen sich die ersten Blütenblätter, stehen alle Japaner mit ihren Handys unter den Bäumen und fotografieren die Blüten. Sogoiiii. Nee, wat is dat schön. Sieht ja auch ganz nett aus, wenn man eine Menge Bäume auf einem Haufen hat und die alle blühen. Einfach herrlich. Diese landesweite Begeisterung an den Schönheiten der Natur kann man einfach nicht beschreiben.Die Ausmaße muss man selber erlebt haben. Selbst die Japanische Wetterbehörde gibt eine regelmäßig aktualisierte Vorhersage der besten Kirschblütensichtbarkeit für Japan heraus:
Quelle:
www.jma.go.jp
Aber jetzt kommts:
Eben mache ich einen kleinen Mittagspaziergang zur "Sakura alley close to our office" um das wilde Treiben zu beschmunzeln, da stehen an der Straße rund ein halbes Dutzend Kleinlaster - alle mit laufendem Motor - während die Fahrer hinterm Lenkrad ihr Mittagsschläfchen halten. Wohlbemerkt bei angenehmen 19°C Außentemperatur. Da bekomme ich echt die Motten. Aber Bequemlichkeit geht hier einfach ganz klar vor. Wenn man da jemanden drauf anspricht, dann bekommt man nur ein verlegenes Lächeln und den Kommentar, dass das ja wirklich nicht so toll wäre, aber die Klimaanlage laufe halt nur, wenn der Motor an ist.
Ob die in Kyoto unter den Kirschbäumen auch den Motor laufen lassen?
BobHarris - 28. Mär, 12:53
Entwarnung! Wir haben von dem gestrigen Erdbeben auf der Noto-Halbinsel nichts mitbekommen. Dafür hat mich in der letzten Woche eine feiste Grippe erwischt. Gestern lag ich mit 39,5° flach. Aber die Hammermedikamente, die mir Murakami-san bei der letzten Erkältung zugesteckt hat, haben ganze Arbeit geleistet. Nach einer Nacht mit 5 vollgeschwitzten T-Shirts und einmal Bett neu beziehen geht es deutlich bergauf. Heute morgen bin ich dann so ausgestattet ins Head Office um beim Präsident, Vizepräsident und den 4 Executive Directors Good-Bye zu sagen:
Danach gings mir aber wieder so mies, dass ich meinen heimischen Futon wieder aufgesucht habe, um mich von meiner persönlichen Krankenschwester gesundpflegen zu lassen ;-)
BobHarris - 26. Mär, 13:00
Für alle, die es noch nicht aufgegeben haben, folgt nun der wahrscheinlich allerletzte Beitrag auf "Bob Harris":
Wir sitzen hier zwischen halb gepackten Koffen, Inventarlisten und Umzugskartons. Heute in einer Woche sind wir auf dem Rückflug nach Deutschland. Für mich liegen dann 6 Monate Aufenthalt in Japan hinter mir - für Ivonne immerhin 10 Wochen. Wir sind vielfältig beeindruckt - überwiegend positiv! Klar gab es einige Dinge, die zu Hause für uns "Nicht-Asiaten" besser sind: Bett, Currywurst, hohe Türrahmen, alle unsere Freunde in der Nähe,...
Aber diese kleinen Einschränkungen waren es wert! Wir haben hier so viel Freundlichkeit, Gastfreundschaft und stete Hilfsbereitschaft erfahren, wie ich es niemals erwartet hätte. Selbst wenn die Sprachbarriere eine Unterhaltung manchmal unmöglich gemacht hat, so waren alle immer zur Stelle, wenn es irgendwo Probleme und Problemchen gab. Einfach toll!
Natürlich freuen wir uns auf zu Hause. Aber eine kleine Träne wird es beim Abschied bestimmt geben. Wir haben alles hier sehr genossen und ich werde den einen oder anderen Kollegen bestimmt vermissen! Kiyo-san's "Chri-san, stamp please", oder Mia-chans unverkennbares Lachen aus der hinteren Ecke des Büros. Wahrscheinlich sogar das allabendliche Plätschern aus der Badewanne unserer Nachbarn oder wenn über uns Sonntagabend um 23:30 die Tatamis gesaugt werden. Ja, sogar das werden wir vermissen. Die Zeit hier war eine großartige Erfahrung.
Domo arigato gozaimashta. Minasama kara no konguu ni kansha moushi agemasu.
BobHarris - 24. Mär, 18:58
An diesem Wochenende haben wir es mal so richtig krachen lassen: Es folgt das Abendessenprogramm der vergangenen 3 Tage:
Freitag:
Irgendein Hinterhofisakaya in Shibuya. Eine Portion Coco Loco (Frikadelle auf Reis mit Sauce) und ein (für uns) namenloses Reisgericht mit Fleisch. Dazu 2 Becher grünen Tee. Alles zusammen für knapp 1.000 Yen (6,50 Euro). Nebenbemerkung: Das war mitten in Tokio!!!
Samstag:
Irgendein Hauptstraßenrestaurant in Toda. Dafür gibt es wahrscheinlich auch wieder einen speziellen Namen, den wir aber aufgrund mangelnder Kanji-Kenntnisse nicht entziffern konnten. Ich wollte ja eigentlich woanders hin, aber Ivonne hat mich beherzt da reingeschoben. 2 Nudelgerichte mit Soba (die japanischen Spaghetti), ein Teller Reis mit Teig, 2 Bier, eine Cola und ein Softeis. Alles zusammen für 3.200 Yen (rund 20 Euro).
Sonntag
Auf einem Abendspaziergang durch Toda haben wir ein Italienisches Restaurant auf der 1. Etage eines Hauses an der Olympic Dorii gefunden. Da gab es Koblauchbrot, Insalata Mista, 3 (!!) Pizzen, die wohl ziemlich dünn waren, 2 Bier, ein Glas Rotwein, ein Ginger Ale, 2 Eis, ein Tiramisu, ein Stück Kuchen, Espresso und Cafe Latte für 6.300 Yen (40 Euro). War zwar der teuerste Laden des Wochenendes, dennoch unser Favorit:
BobHarris - 11. Mär, 19:32
Heute geht der erste Karton auf die Heimreise und damit stimme ich mich schon einmal mental auf unsere Abreise am 31.03. ein. An dem Tag blicke ich zurück auf 6 Monate in einem Land der Gegensätze. Futuristische Wolkenkratzer neben historischen Tempeln, schmackhafte Fleischspieße neben ungenießbaren Fischinnereien, rücksichtsvolles Verhalten der Passagiere in der Rush-Hour neben geräuschvollem Hochziehen der Nase. Ambivalenz pur.
Nun kommt natürlich die Frage auf (die mir in dieser Zeit ca. 100.000 mal gestellt wurde), was mich denn in in Japan am meisten beeindruckt hat. Nach einigen Überlegungen hier also die Top 5 Liste:
1. Die zuvorkommende, höfliche, hilfsbereite Art der Menschen.
2. Die Pünktlicheit und Frequenz der Züge.
3. Fuji-san
4. Die Kulisse des Molochs Tokio
5. Tennis in der Mittagspause
Je nach Tagesform und persönlicher Situation schwankt die Reihenfolge. Bei klarem Wetter rutscht die 3 nach ganz oben!
Im Gegenzug freue ich mich natürlich auf so einige Dinge, die mich in der Heimat erwarten:
1. Kulinarische Banalitäten wie z.B. Currywurst, halbes Hähnchen...
2. Mein Bett und ein Schlafzimmer, in dem die Temperaturen nie unter 10°C fallen
3. Mit den meisten Menschen in einer für beide geläufigen Sprache reden zu können.
4. Im Supermarkt wieder ohne Risiko einkaufen zu können.
5. Mit deutlich geringerem Risiko Fahrrad fahren zu können.
BobHarris - 8. Mär, 12:25
Ich habe eine Woche gebraucht, um mich davon zu erholen. Letzten Dienstag gab es im Isakaya "Gonaden"
Wikipedia sagt dazu:
Eine Gonade - von griech. gone (Geschlecht, Erzeugung, Same) und aden (Drüse)- deshalb auch Keim- oder Geschlechtsdrüse genannt, ist jenes Geschlechtsorgan, in dem Sexualhormone und die Keimzellen gebildet werden.
Beim männlichen Geschlecht wird die Gonade als Hoden (Testis. Orchis), beim weiblichen Geschlecht als Eierstock (Ovar) bezeichnet.
Und von welchem Tier wohl? RICHTIG! FISCH.
Damit dürfte ich nun von nichts mehr zu schockieren sein. Ich habe tatsächlich den Einduck, hier geht es in erster Linie darum, zu testen, was ich so vertrage.
BobHarris - 6. Mär, 21:09
Nein - ich bin nicht den Hitzetod gestorben. Nur ist für weitere Artikel an dieser Stelle Motivation und verfügbare Zeit zur Mangelware geworden. Die letzten 4 Wochen meiner Zeit in Japan sind nun angebrochen und dementsprechend viel Arbeit wartet auf mich. Am Montag haben wir in Moka die Anlage gereinigt und knapp 4 Kilo MPE50 reingeschüttet. Jetzt warte ich auf die ersten Daten. Verwertbare Messwerte aus der ersten Versuchsphase zu bekommen stellt sich jedoch bereits als komplizierter dar, als zunächst erwartet. Im Prinzip muss ich für jede Zahl zu Hiroki, der dann in Moka nachfragen muss, wie die denn darauf gekommen sind. Denn ohne diese Infos kann ich mir eigentlich auch die Auswertung der Daten sparen. Alles sehr zähflüssig und mühselig.
Vergangene Woche waren wir noch einmal 3 Tage auf Tour: Kläranlage am Biwako (dem größten See Japans), Stippvisiste an der Ryukoku-Universität (wer erinnert sich an unseren ehemaligen Soerser Kollegen Asano-san?) und ein Besuch bei Toray (Membranhersteller).
Am 14. März geht es nach Osaka auf eine Tagung, wo ich dann auch nochmal was Vortragen darf. Zuletzt noch eine Anlagenbesichtigung in Tokio und das Programm ist abgeschlossen. Ich arbeite schon an meinem Abschlussvortrag für JS, den ich diesmal etwas humorvoller und weniger fachlich gestalten werde. Da wir hier aber eine Forschungseinrichtung sind, werde ich zumindest eine statistische Auswertung bringen ;-).
Die Grafik stellt die Anzahl meine Besichtigungstouren dar. SWTP/STP= Kläranlagen; der Rest sollte klar sein:
BobHarris - 1. Mär, 08:58
Toda office, Freitagmittag, die Klimaanlage brennt, doch die Frisur sitzt - dank 3 Millimeter cut.
Das Thermometer zeigt immernoch 28°C. Da kann was nicht stimmen! Ich hätte ja längst der Klimaanlage den Saft abgedreht. Aber allen anderen scheint das hier überhaupt nichts auszumachen. Warum nur? Ist es die japanische Gelassenheit, alles Unabwendbare mit stoischer Ruhe zu ertragen? Aber das hier müsste doch zu beheben sein. Zumal auf den anderen Etagen des Hauses vollkommen normale Temperaturen herrschen. Also kann es nur einen Grund haben: DIE WOLLEN DAS SO!
Wenn sich das bestätigt, muss ich einen Petition an das JS Head Office in Tokio schicken und mit Intervetionen von Greenpeace und UNO drohen. Denn das kann ja wohl echt nicht wahr sein. Ich bin froh, gerade meine Chlorakne überwunden zu haben (im Trinkwasser ist soviel Chlor wie im Schwimmbadwasser der Westhalle), da kommen schon die spöden Lippen und Gerstenkörner aufgrund mangelndem Tränenflusses. Obwohl es zum Heulen ist...
BobHarris - 16. Feb, 13:39